Stoffspielereien: Naturfasern verarbeiten, mit Naturfarben färben Pflanzenfarbenherstellung Wandelgrund Dresden Tintenlabor: Pflanzenfarben für Papier

22. September 2024 | Stoffspielereien, Alte Handwerkstechniken, Kurse, Pflanzenfärbung, unbezahlte Werbung | 0 Kommentare

Die Bloggergruppe rund um die Stoffspielereien ist schon wirklich großartig – immer offen, interessiert und sogar meine Ankündigung, dass ich diesmal zwar einen aktuellen Beitrag zu Naturfarben(herstellung) hätte, aber leider noch nicht dazugekommen bin, diese Pflanzenfarben auf Stoff auszuprobieren, wurde herzlich entgegengenommen. So folge ich der Aufforderung diesen ersten Schritt zu zeigen, sehr gerne.

Ende Mai bin ich das erste Mal zum Wandelgrund in Dresden gefahren, deren Entstehung als Bildungsprojekt zu lokalen Fasern und Farben ich bereits letztes Jahr beim ersten Crowdfunding unterstützt hatte. Die Unterstützer von 2023 konnte sich bevorzugt zum Kursprogramm 2024 anmelden und ich entschied mich für das “Tintenlabor: Pflanzenfarben für Papier” mit Flora und Farbe aus Berlin. Das der Wandelgrund tatsächlich nur ein paar Fahrradminuten von mir entfernt liegt und die Großeltern dort früher immer das erste Enkelkind im Kinderwagen durch die Gegend geschoben haben, hat mich sehr überrascht. Die ländliche Idylle am Dresdner Stadtrand hat eine ganz besondere Geschichte, die mir tatsächlich bislang nicht bewusst war. Von 1966 bis 2010 war dort der Gärtnerhof von Veit ludewig ansässig, der selbst zu DDR-Zeiten mit einer sechsgliedrigen Ackerfruchtfolge – “1. Kohl/Kartoffel, 2. Zwiebeln/Möhren/Rote Beete/Futterrüben 3. und 4. Winterweizen, 5. Hafer, 6. Roggen” biologisch-dynamisch und außerhalb der LPG-Prozeduren Landwirtschaft betrieb. Alleine das hat mich sehr überrascht. Hier und hier kann man einiges dazu nachlesen. Was nun drei Jahre nach seinem Tod 2021 auf seinem Gelände neu entsteht, würde ihm ganz sicher gefallen …

Der Workshop unter freiem Himmel war von Flora und Farbe sehr liebevoll vorbereitet. Das auch die Initiatoren des Projekts Mona Knorr mit dabei war, hat mich besonders gefreut. Ansonsten war es eine lustige Gruppe, wobei die Mitglieder nicht nur aus meiner Stadt kamen. Sogar ein junges Pärchen, bei der er sie mit dem Kurs als Geburtstagsgeschenk überrascht hatte, war dabei. Was für eine schöne Idee. Gegenwärtig können aus Versicherungsgründen die Gebäude im Inneren nicht für Veranstaltungen genutzt werden, aber zumindest in den Sommermonaten ist das Gelände rund um die Dreiseithof ohnehin so verlockend, dass es wie ein kleines Paradies wirkt. Man vergisst sofort, wie nah es eigentlich noch an der Innenstadt von Dresden ist.

Auf dem Tisch standen bei unserer Ankunft bereits verschiedene Färbepflanzen und entsprechende Utensilien. Nach einem kurzen Kennenlernen wurden die Rezepte für die Pflanzentinten verteilt. Ich entschied mich für Walnusslaub-Tinte, weil wir im Projekt Vierseithof einen großen Walnussbaum in der Mitte stehen haben und ich damit die Zutaten auch zu Hause direkt vor der Nase. Jeder der Teilnehmer stellte einen andere Pflanzentinte her und so konnten wir anschließend alle Variante durchprobieren und tauschen.

In meinem Fall musste ich tatsächlich nur Walnussblätter sammeln – in diesem Jahr ganz junge, die nach den späten Nachtfrösten im Frühjahr nochmal neu gewachsen waren – diese grob rupfen und mich heißem Wasser aufgießen. Danach kochte der Blätterbrei immerhin fast eine Stunde vor sich hin. Das Wasser durfte dabei nie ganz weg sein. Der Sud wurde dann durch ein Moltontuch abgeseiht und ausgepresst und danach nochmal weiter gekocht. Es gab für alle Papierstreifen, mit denen man die Farbe schon vorab kontrollieren konnte.

Fast alle Varianten mussten in Gläsern aufkochen, wobei wir bereits bei der Herstellung damit experimentiert haben, wie sich die Pflanzentinten verändern, wenn man Soda dazu gibt. Am Ende hatten wir Stockrose – eine meiner Favoriten – Krapp, Schwefelcosmeen, mein Walnusslaub, Zwiebelschalen und Eisengallustinte, die sich am schwierigsten herstellen ließ, aber mich am meisten faszinierte, da damit bekanntlich im Mittelalter geschrieben wurde. So weit ich mich erinnern konnte, hatte ich bis dahin auch noch nie Eichengalläpfel bewusst in der Hand oder überlegt, wie diese entstehen: wenn die Gallwespe ihr Eier in die Blattunterseiten der Eichen ablegt, kapselt der Baum diese Eindringlinge ab und es entstehen die Galläpfel. Der Name kommt wohl tatsächlich daher, dass der Geschmack bitter wie Galle sein soll. In getrockneter Form bekommt man die Eichengalläpfel aber wohl im normalen Künstlerbedarf. Meine Tochter probierte sich zu Hause auch gleich vor allem mit dieser Tinte aus. Zunächst ist Eisengallustinte sehr hellgrau, dunkelt aber in ein tiefschwarz nach und ist dazu noch – im Gegensatz zu deb meisten anderen Pflanzenfarben – lichtbeständig.

Bevor wir alle unsere Tinten untereinander ausprobieren konnten, gab es noch die Möglichkeit sich ein kleines Heft zu binden. Nach dem konnte man noch nei einem Rundgang über das Gelände gehen, auf dem Ende Mai bereits der erste Flachs, viele Färberpfanzen und besonderes Getreide wuchs. Über das Projekt 1qmLein, an dem ich nächstes Jahr auf jeden Fall teilnehmen möchte, habe ich ja schon berichtet. Seid ihr beim Crowdfunding schon dabei?

Einige der Pflanzentinten habe ich tatsächlich noch zu Hause und könnte mir gut vorstellen, einen Stofffärbeversuch damit zu unternehmen. Ich bin mir nur noch nicht sicher, wie ich den Stoff anschließend fixieren muss. Mal schauen, ob ich heute bei den anderen Stoffspielerei-Teinlehmern dazu etwas lernen kann. Versammelt wird sich bei PeterSilie & Co.

Meine eigenen aktuellen Blogger-Mitmachaktionen 2024 – machst du mit?
#BFF Blogger Follower Friday
Tausch-Plausch-Kiste

Nichts verpassen:
Blogbeiträge-Abo
[in Echtzeit oder 1x pro Woche am Sonnabend]

WhatsApp Blogbeiträge Kanal
[Anonym mitlesen]
Neu: Blogcast amberlight-label
[Blogbeiträge als Podcast mithören]

Stoffkaufschwein & Co.:
Werde Steady-Blogunterstützer
oder stell mir einen virtuellen Kaffee auf meinen Blogschreibtisch.

Du kannst aber auch einmalig ein paar Münzen via Paypal in mein Stoffkaufschwein werfen, wenn einer meiner Blogbeiträge für dich nützlich war
oder ganz ohne zusätzliche Kosten für dich deine Bestellungen bei verschiedenen Shops über meine Seite auslösen.

Linkpartyauswahl, wenn es thematisch passt:
Froh & Kreativ * Creativsalat * DienstagsDinge * Lieblingsstücke * Freutag * Jahresbingo * UFO-Linkparty * Kleidung nähen * Stick-Freuden * Taschen und Täschchen * Sew La La * Reparieren von 12 bis 12 * Öko?-Logisch! * oldJeansnewBAG * MeMadeMittwoch * Kinder Allerlei * Jahresprojekte * UFO-Time * Home sweet Home * Handmade-monday * Handgestickt * Du für Dich am Donnerstag *

amberlight-label

Kreativtagebuch einer Kunsthistorikerin mit (Ehe)Mann, zwei Schulkindern (*01/2010 & 07/2013) und einem Kindergartenkind (*09/2017) im Projekt Vierseithof (*1768) in Dresden wohnend, gerne die Welt bereisend.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über mich

Kreativtagebuch einer Kunsthistorikerin mit (Ehe)Mann, drei Schulkindern (01/2010, 07/2013 und 09/2027) im Projekt Vierseithof (*1768) in Dresden wohnend, gerne die Welt bereisend.
Wer schreibt hier und worüber?

Alle Partnerprogramm-Links werden mit * gekennzeichnet und die Blogeinnahmen monatlich transparent aufgelistet.
Trustami


Wasserflaschen*

Jede Plastikflasche weniger hilft! Bei unseren Kindern sind seit Jahren Emil-Flaschen* im Einsatz während wir Erwachsene von der bei der Markteinführung mitfinanzierten Soulbottle* überzeugt sind.
EMIL

soulbottles.de


Aktuelles Lieblingsbuch des großen Sohnes (11 Jahre)*

Aktuelles Lieblingsbuch der Tochter (14 Jahre)*


Aktuelle Rezensionsexemplare Spielzeug*


  1. Ich nutze auch einen feed reader und habe auch ein ähnliches Gefühl dabei. Das ist viel besser als Algorithmus, weil…