Die bisherigen (wenigen) Strickbücher, die hier vorgestellt wurden, waren eigentlich alle eher für die strickende Oma Blaustern bestimmt. Dank der Anleitung von den Naturkindern* und der Entdeckung, was es fantastische, naturbelassene Wolle gibt, bin ich aber gerade dabei mein Stricktrauma aus Schultagen zu überwinden und selbst zu stricken. Fein ist dabei, dass man ohne großen Aufwand immer mal 1-2-3 Reihen stricken kann, aber ein für mich klarer Nachteil ist die Zeit. Wenn ich etwas nähe, halte ich in relativ kurzer Zeit ein anziehbares Stück in den Händen. Bei den Strickwerken muss man da ziemlich viel Geduld aufbringen. Da die Publikation „Geschenke aus dem Wollkorb: schnell gestrickt für Groß und Klein“* nicht nur Modelle zeigt, die meinem Geschmack entspricht, sondern auch noch verspricht, dass es „schnelle“ Strickwerke wären, musste ich es haben. Außerdem habe ich es vor einiger Zeit bereits auf anderen blogs gesehen und fand das Titelbild mit der süßen Elfenmütze damals schon anlockend. Geschrieben wurde es von Joelle Hoverson, die einen Strickladen in NewYork betreibt, aber auch als Redakteurin tätig ist.
Abbildung von Bassermann Inspiration |
Das Inhaltsverzeichnis des Buches lockt im Hauptteil damit, dass es Strickprojekte für unter zwei Stunden, 2 – 4 Stunden, 6 – 8 Stunden und darüber hinaus gibt. Zahlwörter unter 12 schreibt man zwar eigentlich in Textform, aber wahrscheinlich hätte das in der Übersicht auch ein wenig seltsam ausgesehen. Mit dieser Sortierung nach Strickzeiten wird gleichzeitig der Untertitel “Schnell gestrickt für Groß und Klein” aufgenommen. Im Vorwort wird angegeben, dass die Anfoderungen an die Strickstücke parallel mit der Strickdauer wächst. Einfache Projekte am Anfang, schwierige am Ende.
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Das witzige Elfenmützchen soll sogar in weniger als zwei Stunden zu stricken sein. Ich selbst brächte dafür wahrscheinlich trotzdem mehr als nur einen Abend. Vorgeschlagen wird als Material Merinowolle, wobei ich gleich wieder das mulesing-Thema im Hinterkopf habe. Auch bei den zwei bis vier Stunden geht es um Projekte für die ganz Kleinen, wie Babymützen und Schuhe, aber auch einen großen Schal. In vier bis sechs Stunden schafft man Stulpen aber angeblich auch so ein ganzes Haus oder ein Babyjäckchen. Bei den bis acht Stunden ist es dann richtige Kleidung, bei denen ich noch skeptischer bin, dass man so etwas innerhalb eines Arbeitstages schaffen könnte – ich zumindest nicht. Die letzten Projekte sind dann die Reissverschluss-Weste und beispielsweise eine große Decke.Bei jedem Projekt wird die Größe, verwendetes Garn, die Nadeln, sonstiges Zubehör und die Maschenprobe angegeben, bevor eine detaillierte Strickanleitung folgt.
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Eine nette Idee ist die Ergänzung um Beispiele, wie man die gestrickten Geschenke ansprechend verpacken kann. Dafür gibt es aber keine Einführung in die Standardstricktechniken, was in Nähbüchern selbst bei Projekten für Fortgeschrittene selten versäumt wird. Bildanleitungen gibt es nur für drei Abschlusstechniken – den Matratzenstich, das Herausstricken von Maschen aus dem Rand und den Maschenstich als Stricknaht. Den Abschluss bildet eine Alphabet- und Ziffernvorlage.
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Das Elfenmützchen bleibt mein Favorit aus dem Buch und nicht alle der dreißig Modelle überzeugen mich. So kann ich mir bei den gestrickten Lesezeichen nicht vorstellen, dass sie wirklich praktisch bzw. gut für die Buchbindungen sind. Für Stricker, die ihr Handwerk bereits beherrschen und mit der reinen Strickschriftangabe problemlos umgehen können, ist es aber eine Publikation, die viele Anregungen geben kann.
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