Bei meinem Jahresmotto hatte ich bereits angekündigt, dass ich dieses für mich letzte (nun schon nur noch halbe) Elternzeitjahr für den gesamten Onlinekurs “Jahr der Möglichkeiten” nutzen werde. Vorgenommen haben ich mir nicht nur, diese Zeit aus vollen Zügen zu genießen, sondern auch über die einzelnen Themen zu reflektieren. Einige werde ich wohl nur streifen, andere mich über das Jahr hinaus begleiten.
Im Januar ging es um die Finanzen*, wobei nicht nur der schnöde Mammon gemeint ist, sondern auch das generelle Nachdenken für Wohlstand und Mangel. Vor den Hintergrund, dass meine Familie seit drei Generationen in Friedenszeiten lebt, ein Dach über dem Kopf hat, nie hungern muss, es Zugang zu Bildung und einem bezahlbaren (!) Gesundheitssystem gibt, bin ich mir bewusst, dass wir in einem Wohlstand leben, wie nur ein sehr geringer Prozentsatz der Menschheit. Das Gefühl von Unzufriedenheit, wie es wohl in meinem Bundesland einige teilen, kann ich daher überhaupt nicht nachvollziehen. Dennoch gibt es bei einigen gesellschaftlichen Themen massive Diskrepanzen. Was man beispielsweise aktuell zum Thema Pflegenotstand unter dem Suchbegriff #twitternwierueddel derzeit lesen kann, macht einen sprachlos. Wie oft entscheidet doch der Lobbyismus über die Relevanz politischer Entscheidungen – auch in der Demokratie.
Die ersten zwölf Jahre und damit meine Kindheit wuchs ich in der DDR auf und erlebte mit dem Fall der Mauer, die vorgestern am “Zirkeltag” genauso lange Vergangenheit ist, wie sie stand, einen radikalen Einschnitt auch im Finanzdenken meiner Eltern. Da ich damals noch ein Kind war, spürte ich in den Jahren vorher keinen nennenswerten Mangel – und der einzige schwer erfüllbare Wunsch war wohl ausschließlich der nach einem Monchichi. Die eigene (eingeschränkte) Reiselust kam ohnehin erst zu einem Zeitpunkt, als es das Land nicht mehr gab und die Grenzen offen waren.
Der Ingenieursberuf meines Vaters war mit dem Systemwechsel innerhalb weniger Wochen nicht mehr gefragt und sein Arbeitsplatz nach kurzer Zeit nicht mehr existent, der Grundschullehrerberuf meiner Mutter unsicher und schließlich zwangsweise auf die Hälfte der Stunden verkürzt. Es folgten für meinen Vater Arbeitslosigkeit, Umschulung und schließlich ein neuer Arbeitsplatz, wobei auch dieser Betrieb nach kurzer Zeit wieder insolvent war und mein Vater damit endgültig zu Hause blieb. Interessanterweise war meine Mutter zu diesem Zeitpunkt genauso alt, wie ich heute, wobei meine Eltern damals vor der Unsicherheit wie das DDR-Geld getauscht werden würde, ihr bis dahin angespartes Geld in einen immerhin fabrikneuen Wartburg steckten, da der 18 Jahre Trabant auseinanderzufallen drohte. Damit bin ich sogar noch nach über 200.000 km Fahrstand zu meiner Studienzeit nach Wien gefahren. Der Umtausch der bis dahin gültigen Währung fand schließlich nur innerhalb weniger Monate statt, während die D-Mark bis heute in Euro umgewechselt werden kann. Auch in meiner Familie fand sich später noch Geld, dass sofort komplett wertlos war.
Bis zum ersten (befristeten) Wissenschaftlervertrag war ich selbst eigentlich immer “im Minus” und kam nur durch die Unterstützung der Eltern und Großeltern durch meine Studienzeit. Nun in einem eigenen Haus zu wohnen, ist für mich daher ein Wohlstand, den ich jeden Tag zu schätzen weiß und der für meine Eltern nie finanzierbar gewesen wäre. Eine Besonderheit ist schließlich, dass wir uns trotz nun dreier Kinder und beide mit befristeten Arbeitsverträgen auf Bankkredite für den das Projekt Vierseithof eingelassen haben, die nicht selten Nachtschlaf raubend waren. Außerdem wissen wir auch im sechsten Jahr nach Projektbeginn noch nicht genau, welche Höhe wir überhaupt finanzieren müssen, da die Einzelparteienaufteilung noch aussteht.
Als Resümee zum Januar-Thema passt sicherlich perfekt die centgenaue Jahresauswertung zu den Blogeinnahmen, denn diese Einkünfte ermöglichen mir trotz der Hauskredite inzwischen komplett die Hobbyfinanzierung, aber auch die Spendenunterstützung sowie die Verteilung an ausgewählte Crowdfundingprojekte. Die Zeiten, dass eines unserer Konten am Monatsende in den roten Zahlen war oder die Privatinsolvenz aller 15 Familien auf dem Hof drohte, ist glücklicherweise gerade vorbei. Daher waren auch nicht alle Vorschläge des Kurses – wie der Geldmagnet oder Unterkontenaufteilung – für mich sinnvoll, denn unser bisheriges System funktioniert ganz gut. Die jeweiligen Zehntanteile der Blogeinnahmen entsprechen aber interessanterweise tatsächlich dem Geldmagnet-System.
Nun bin ich schon mitten beim Februar-Thema: Ordnung*. Statt dem kürzesten Monat im Jahr, wäre das für mich wahrscheinlich in einem der längeren sinnvoller …
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