Heute vor einer Woche war mit dem 13. Februar ein Tag in meiner Stadt, der zwangsläufig zu den emotionalsten jedes Jahr gehört. Auch mich begleitet er bereits mein ganzes Leben, denn selbst als Kind stand ich mit meinen Eltern vor der – damals noch Ruine – der Frauenkirche und kein Buch hat mich in diesen Kindheitstagen mehr bewegt als “Dresden starb mit dir, Johanna“*. Hinzu kamen die Berichte aus der eigenen Familie, wie beispielweise der Oma, deren Vater bei den fast unbekannten Angriffen im Januar auf einem der Dresdner Bahnhöfe bereits ums Leben kam und die mit ihren kleinen Kindern – mein Vater jünger als mein Sohn jetzt – ins Erzgebirge flüchtetet, um erst Jahre später wieder in die Stadt und ihre Wohnung zurückzukehren. Wenn an diesem Tag um 21:45 Uhr – dem Zeitpunkt des Angriffs – alle Glocken der Stadt läuten, berührt mich das jedes Jahr neu.
Nun werde ich selbst noch dieses Jahr 40 und habe zwar (zeitweise) bereits zwei Gesellschaftsformen erlebt, aber glücklicherweise noch nie Krieg. Was nun gerade in meiner Stadt und weltweit passiert, bewegt mich schon lange und hat zu so manchem Spendenstein geführt, den die Blogeinnahmen durch meine Leser möglich macht. Auslöser endlich wieder etwas zu bewegen, war auch der Start meiner Blogparade #meinfreundsalim im Sommer 2015.
Meine Blogaktionen gehen möglichst nie länger als ein Jahr – zumindest hat es länger bislang noch keinen Sinn gemacht. Gemeldet hatten sich ursprünglich zehn Teilnehmer, aber leider ist das Buch nicht schnell genug gereist, um wirklich alle zu erreichen. Vorbeigekommen ist es bei Frau Schnittchen (kein Blogbericht) – Stoff-Verzueckt (Blogbericht) – Frau Scheiner (kein Blogbericht) – Casoubon (Blogbericht) – Mama denkt (Blogbericht) – Doppelnaht (kein Blogbericht). Nicht immer hat die Zeit gereicht, dass auch darüber gebloggt werden konnte und bei der letzten Station, von der es auf meine Bitte hin dann den Rückweg angetreten hat, gab es gar keine sichtbare Spur mehr.
Auch ich selbst habe mich nicht ganz an die geplante Berichterstattung gehalten, denn eigentlich wollte ich ja jeden 24. im Monat von der Weiterreise berichten. Vielleicht hätte ich dieses Datum auch immer als Weiterschickwunsch übermitteln sollen:
Zwischenbericht No. I (24. August 2015)
Zwischenbericht No. II (24. September 2015)
Zwischenbericht No. III (28. Oktober 2015)
Zwischenbericht No. IV (25. November 2015)
Zwischenbericht No. V (3. Januar 2016)
Zwischenbericht No. VI (4. März 2016)
Zwischenbericht No. VII (20. Juni 2016)
Nun haben wir bereits 2017 und von der (eigenen) Euphorie des spontanen Mithelfens in den Flüchtlingsunterkünften ist nicht mehr viel geblieben. Schauen wir in den Bekannten- und Freundeskreis gab es da Ansätze Flüchtlinge bei eigenen Existenzgründungen zu unterstützen und auch konkrete Kostenübernahmen für Flüchtlingskinder, damit diese die Musikschule besuchen können. Da aus dieser Familie die Erstklässlerin an einer Dresdner Schule Arabisch lernt, besteht dort nun ein freundschaftlicher, direkter Kontakt.
Das sind immerhin meine ganz privaten Lichtblicke in einer Stadt, die weiterhin Tendenzen zeigt, die selbst bei mir schon zu einigen Zukunftsorgen geführt hat. Wohin entwickelt sich die Welt da eigentlich? Vor wenigen Tagen war ich bei der Eröffnung des Mahnmals vor der Dresdner Frauenkirche, das an die Barrikaden von Aleppo erinnert. Zusammen mit meinem Kollegen aus dem Kunst- und Kulturbereich waren wir deutlich mehr als die laustarken Skandierer. Um so erschreckender fand ich, wie nur Stunden danach alle Eröffnungsteilnehmer pauschal in die rechte Ecke gestellt wurde. Sich selbst auf Plakaten zu sehen, die mit “Die Schande von Dresden” betitelt sind, macht kein gutes Gefühl.
Für das gute Gefühl habe aber nun lange überlegt, womit ich meine Blogparade zur Flüchtlingsproblematik, auf die das Kinderbuch aufmerksam machen sollte, beenden soll. Ich habe mich nun dafür entschieden, dass ich den gut gefüllten Spendentopf nutze, um eine Eselbibliothek in Äthopien mit zu finanzieren.
Äthopien gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Auch wenn ich momentan über die weltpolitische Lage und die Stimmung in einigen Bevölkerungsteilen meiner eigenen Stadt einfach nur ratlos bin, glaube ich daran, dass nur Bildung etwas daran ändern kann. Die Blogparade zu einem Buch deshalb mit einer fahrenden Bibliothek für Kinder, die trotz Schulpflicht im Lande kaum Möglichkeiten haben, an Bildungsangeboten teilzunehmen, zu beenden, erscheint mir deshalb genau richtig.
Puh, keine leichte Kost für den Montagmorgen… Hab eben mal ein bisschen zur Story des Buches ganz oben recherchiert. Du musst mal bei Gelegenheit erzählen, wie das ausgeht…
Diese Entwicklung- ja. Nur ist das wirklich eine "neue"? Gab und gibt es nicht immer wieder und überall solche Tendenzen? Ich bin jedesmal erschüttert, was Menschen anderen Menschen antun können. Und mag manchmal gar nichts mehr hören und sehen von all dem Leid, weil es mich dann beschäftigt, was mit meinen Kindern werden soll.
Ich weiß sie in Gottes Hand, was mir als großer Trost und große Hoffnung bleibt. Auch wenn es hier immer schlimmer wird- glaube ich, das Beste kommt noch.
Aber sicher trifft mich das Leid trotzdem direkt. Deshalb will ich vor Ort meinem Nächsten helfen, mich direkt und persönlich einsetzen. Das ist mein Weg, die Welt um mich herum ein kleines bisschen besser zu machen. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Und auch ich komme an meine Grenzen mit meiner Mitmenschlichkeit… irgendwie schlummert in uns allen das Böse (das fängt ja ganz klein an…).
Hmpf. Wie beende ich das jetzt positiv…
Ich glaube, mit einem dankbaren Herzen und dem Wissen, dass unser Frieden nicht selbstverständlich ist, verändern wir unsere Denkweise und unser Handeln. Das strahlt auch auf unsere Mitmenschen aus und wir können so zumindest unser direktes Umfeld verändern. Das soll meine kleine Hoffnung für diesen Tag sein. Ich gehe jetzt direkt mal los und begrüße den Postboten 😉
Liebe Grüße!
Viele und gute Gedanken sind das, die du dir da machst und sogar mit mir teilst. Vielen Dank dafür. Dein Ansatz selbst gutes zu tun und positiv zu denken, gefällt mir sehr. Das gelingt mir nicht immer, aber ich versuche es jeden Tag ein bisschen mehr. Wenn du magst, bring ich dir das Buch mal mit und du kannst das Ende selber lesen ….