Stell dir vor, du nähst länger als ein Jahr (natürlich mit entsprechender sommerlicher Unterbrechung und akutem ich-versteh-die-Anleitung-sowieso-nicht-Stimmungstief) an einem Kleidungsstück, dass anschließend dem Nachwuchs kaum noch passt und vor allem eigentlich gar nicht gebraucht wird … nach 16 Monaten habe ich es tatsächlich geschafft, eines meiner Dauer-Nähprojekt zu beenden. Unglaublich! Dafür ist es aber auch mein bisher schwierigstes Kleidungsstück, bei dem es allerdings jede Menge Nähfehler gibt, die ich ich beim Zweitexemplar wohl nicht mehr machen würde.
Entstanden ist ein komplett gefütterter Outdooroverall, denn ich bereits im August 2014 gemeinsam mit Näähglück* begonnen hatte. Damals wollte ich mich endlich mal an einem richtig schwierigen Ottobre-Projekt* ausprobieren und dabei von der Könnerin ein bisschen abschauen. Geschafft haben wir damals aber nur die gefütterte Kapuze, wobei das Gummiband ein bisschen falsch angenäht wurde, was aber nicht der letzte Fehler sein sollte.
Richtig schief gegangen ist bei mir der Kragen, denn der war seltsamerweise viel zu kurz und endet mehrere Zentimeter eher als er sollte. Klar wurde mir das aber erst, als ich die letzten Nähe beendet wurden und auftrennen nicht mehr in Frage kam. Dafür bin ich in diesem Bereich wenigstens mit dem Kinnschutz ganz zufrieden.
Vernäht wurde eine Art beschichtete Sternchen-Baumwolle*,
bei dem ich mir bis heute nicht sicher bin, ob es Wachstuch oder etwas
geringfügig atmungsaktives ist. Beim Futterstoff musste ich ein bisschen
stückeln und habe einen Jersey mit Streifen*und einen mit Punkten kombiniert, die aber beide auf dem 2013er Stoffmarkt
gekauft wurden. Dazu kam noch etwas rutschiger Reinschlüpfstoff an den
Armen und Beinen, was man wohl so macht. Der (schrecklich schief
eingenähte) Reißverschluss ist sogar noch aus einer Sammel-Bestellung von 2011.
Weniger gut gelungen sind mir auch die Armbündchen, denn die ließen sich nicht so regelmäßig dehnen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Dafür bin ich aber auf der gefütterten Variante richtig stolz, denn seit der Beerdigungsanzugshose für den Sohn habe ich diese Wenderei wirklich verstanden. Sehr fein ist auch das Elefanten-Webband*, dass so perfekt zum Stoff passt und gut neben dem eigenen Nählabel* aussieht. Auch die Prym Anorakknöpfe* sehen sehr professionell aus.
Dank meines verhunztes Kragens kann der junge Mann seinen Sternen-Outdooroverall nur mit einem zusätzlichen Schal tragen, denn sonst zieht es bei geöffneter Mütze in den Nacken. Genäht habe ich vor über einem Jahr in Gr. 86 mit ordentlich Luft nach oben, während er nun wohl nur noch kurze Zeit (über den Stoffwindelpo) passen wird. Immerhin kann es sich noch ganz gut drin bewegen und dank seiner geringen Gewichtszunahme passt er überraschenderweise überhaupt noch rein. Wer hätte gedacht, dass er zwischen 1,5 und 2,5 Jahren gerade mal eine Kleidergröße von 80 auf 86 wechselt …
Um das luftige Nackenproblem und die unfreiwillige Lücke zu kaschieren, hilft es immerhin, den Mützenverschluss zu schließen. Außerdem bin ich selbst sehr verliebt in die Kombination mit der neuen Ohrenklappenmütze. Viel tragen wird der Sohn seinen Overall aber wohl trotzdem nicht, denn inwischen passt er perfekt in den Finkid Winteroverall* seiner Schwester, der doch besser für die kühleren Temperaturen geeignet sein wird.
Der Outdooroverall ist zwar auch mit einem Thermovlies*, dass FrauNäähglück* extra besorgt hatte, gefüttert, aber so richtig dick ist er trotzdem nicht. In der ottobre* war es ja auch eher als eine Herbstvariante für die Übergangszeit angekündigt. Es gibt übrigens keine andere Ausgabe, die so abegriffen ist, wie meine 4/2014, denn ich habe sehr, sehr oft die Anleitung gelesen. Zu Ende genäht habe ich auch eigentlich nur, weil ich wissen wollte, ob ich (ohne Schritt-für-Schritt E-Book Anleitung) wenigstens ein halbwegs anziehbares Endprodukt zustande bekomme. Wenn man sich anschauen möchte, wie dieses Schnittmuster perfekt umgesetzt aussieht, der schaue bitte hier bei Frau Näähglück vorbei.
Verlinkt bei Made4Boys und Kiddykram.
Wow, was für ein Projekt. Ich bin beeindruckt, trotz der Nähfehler. Eigentlich sieht man die im getragenen Zustand ja doch nicht. Mich ärgert so etwas aber doch auch immer und ich sehe sie. Einfach wegschauen =)
Was für ein Glück, dass er grad noch so passt. Vielleicht legt er ja auch bald seine Stoffwindeln ab? Dann passt er noch im kalten Frühling 🙂
Also Hut ab für diese Nähleistung!
Liebe Grüße,
Kathrin
Zum Thema Stoffwindeln ablegen, könnte ich auch wieder mal was schreiben 😉
Der Blogpost verdient einen Trommelwirbel!Ich bin ja richtig stolz auf dich, dass es endlich fertig geworden ist 😀
Danke, liebe Sophie – solche wunderbaren Worte schmeicheln dem Nähherz ja sehr, dass ausgerechet du stolz auf mich bist, tut sehr gut ….
Ich erinnere mich an die Anfänge in Pirna! Glückwunsch zur Fertigstellung. So ein kompliziertes Teil ist auch mit Fehlern ein Grund für ein bisschen Stolz.
LG Doro
Vielen Dank für die Glückwünsche – so macht die Bloggerei Spaß 🙂
Da gibts auf jeden Fall ein Bienchen fürs Durchhalten. Jetzt musst du gleich den nächsten nähen, damit die Arbeitsschritte sich so richtig eingraben.
LG Malou
Ohje 🙂 mir kommt das so bekannt vor. Genau dieser Overall lag aucj Wochenlang bei mir herum. Als er nach Monaten endlich fertig war (evenfalls mit schiefem Reissverschluss), passte er gar nicht mehr.
die Ärmel sind leider so schmal, dass nicht mal der aufgelegte Pulli reinpassen würde 🙁 sehr schade; wenn ich bedenke, dass ich 80fr. Materialkosten investiert habe.
Aber da freue ich mich doch für dich wenigstens, dass dein Sohn noch etwas hineinpassen wird. Wenn auch nicht mehr ewig.
Liebe Grüsse Annika
Finde ich ja ausgesprochen sympathisch, dass ich nicht alleine so lange an dem Overall genäht habe 🙂 bei dir hilft da wohl nur das nächste Kind ….