Der Haupt-Verlag hat mit “Mode machen: Entwirf und nähe deine eigene Mode“* im Herbstprogramm eine weitere Neuerscheinung auf den Markt gebracht, die sich mit dem Thema eigene Kleidung beschäftigt. Diesmal steht aber weniger – wie im Frühjahr bei “schneiden – tauschen – nähen” – das Upcycling im Mittelpunkt, sondern Kleidung, die man selbst entwirft und aus neuen oder bearbeiteten Stoffen näht.
Abbildung vom Haupt-Verlag |
Die Autorin Josephine Barbe, eine promovierte Kunsthistorikerin, die aber auch textiles Gestalten studiert hat, wollte mit dieser 152seitigen Ausgabe aber meiner Meinung nach zu viel. So spannt sie den Bogen von einer Modegeschichte, über die Figurinengestaltung bis zu einem Nähzubehör-Kapitel mit technischer Ausstattung des Nähplatzes und Stoffkunde, einer Einführung in das Nähen im Kapitel “Näh-Workshop” gefolgt von der Stoff(um)gestaltung mittels verschiedener Druck- und Farbetechniken bevor nach etwa der Hälfte des Buches die eigentlichen Nähprojekte beginnen.
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Auch dort ist sie nicht beim eigentlichen Thema geblieben, denn bei dem Titel des Buches hätte ich nie erwartet, dass man zunächst ein Probeläppchen näht, danach ein Federmäppchen probiert und erst nach dem obligatorischen Turnbeutel mit dem ersten Kleidungsstück beginnt. Solche Anfängerprojekte sind sicherlich notwenig, wenn man erst ganz am Anfang der Nähleidenschaft steht, aber dann kauft man sich sicherlich auch nicht ein Buch mit diesem Titel.
Abbildung vom Haupt-Verlag |
Wirklich enttäuscht hat mich aber die Qualität der Schnittmuster. Dem Buch liegt kein einziges Schnittmuster bei und ich habe zunächst recht irritiert gesucht, wo ich denn die Papierschnitte finde. Bei jedem Projekt ist zwar angegeben, dass diese auf den Verlagsseiten online downloadbar sind, aber bislang kannte ich diese Varianten nur als netten Zusatz. Wirklich überrascht hat mich anschließend, dass die Download-Schnitte keine Farbcodierung haben und – teilweise recht schief – handgezeichnet sind. Außerdem werden nur drei Größenvarianten, die bereits bei der 38 enden, angeboten. So etwas kenne ich bislang nur von japanischen Publikationen.
Es bleibt damit eine Publikation, die (zu) viel zwischen zwei broschierte Buchdeckel bringen wollte und dabei an einigen Stellen sehr unprofessionell wirkt. Dazu gehören nicht nur die Schnittmuster sondern auch die Qualität einiger Aufnahmen im Buch, bei denen das Gefühl bleibt, die Autorin hätte vergessen, einige Bilder aus dem Privatalbum gegen professionelle Aufnahmen ohne Schlagschatten und Blitzlichtatmosphäre auszutauschen. Ich selbst werde wohl aus dieser Publikation nur mitnehmen, wie man seine eigene Figurine zeichnet. Wirklich großartig finde ich übrigens die Covergestaltung.
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