Ab heute verbleiben mir zum zweiten Malin meinem Leben nur noch 100 Tage Elternzeit. Eigentlich habe ich diesmal sogar noch einen kleinen Extrabonus, da ich tatsächlich die ganzen 12 Monate zu Hause bleiben durfte und der Mann nur acht Wochen von dieser besonderen Zeit abbekommt. Das bleibt ein bisschen ungerecht, denn er hätte gerne deutlich mehr genommen oder zumindestens die drei Monate Papazeit, wie beim Tochterkind. Für mich wird es wieder ein lachendes und ein weinendes Auge sein, denn auf der einen Seite freue ich mich sehr auf meine Stelle, aber so ein entspanntes Elternzeitleben mit spontanen Frühstücksrunden wie gestern hat natürlich auch etwas.
Beinah hätte ich die letzten drei Monate gar nicht geniesen können, denn der Mann hat sich einen wirklich üblen Aprilscherz für mich ausgedacht. Wohl wissend, dass ich seit Jahren immer mal wieder (Alp)träume, meine Mathematikabiturprüfung wiederholen zu müssen, durch die ich mich zwar ohne Schummelei aber mehr schlecht als recht durchgehangelt habe, hat er mir ein ausgesprochen amtlich klingendes Schreiben zukommen lassen, das meinen Blutdruck ordentlich in die Höhe schnellen ließ. Er hat mich dabei wirklich voll erwischt. Ich habe mich schon Integralrechnung üben sehen – was für eine schreckliche Vorstellung.
Zu seiner Verteidigung sei zugegeben, dass ich ihn in den letzten acht Jahre sehr, sehr, sehr oft in den April geschickt habe, denn ich zelebriere diesen Tag vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Seiner Meinung nach, sind wir nun quitt. Außerdem gab es ein Versöhnungseisbecher und Tulpen. Für mich ist jedenfalls noch heute die größte Freude, dass sich dieses Schreckenszenario nicht wiederholen wird.
Bei meiner nächsten Buchrezension bekomme ich thematisch fast einen nahtlosen Übergang hin, denn die innerstädtischen Spielplätze, in deren Sandkästen sich nur selten Naturmaterialien finden sondern fast ausschließlich Plastikförmchen stapeln, bleiben für uns nur zweite Wahl. Viel mehr freuen wir uns, wenn das Spielen für unsere Kinder zum Naturerlebnis werden kann – sollte das Hofprojekt zu einem guten Abschluss gebracht werden, wird eine Streuobstwiesenlandschaft für unser Kleingemüse in den nächsten Jahren zum Naturspielraum.
Das 176seitige broschierte Buch folgt dem Jahrlauf mit Festvorschlägen von Januar bis Neujahr und gibt dabei genauso viele Festvorschläge, wie das Jahr Monate hat. Dazu gehört eine Gänseblümchenparty ebenso wie Kräuterhexen- und Zaubermeistertreffen oder eine Tipi-Einweihung. Dabei steht nie der Konsumgedanke im Vordergrund, da es immer Hinweise auf zu verwendende Naturmaterialien gibt, die man nicht extra kaufen muss. Das Buch präsentiert so eine gelungene Mischung aus Bastelanleitungen, Dekotipps aber auch Rezepten. Gedruckt wurde auf einem matten und gleichzeitig ausreichend dicken Papier, was deutlich besser zum Thema des Buches passt, als Hochglanzbilder. Man nimmt es als Leser einfach gern in die Hand und ich bin mir sicher, dass es zu einem meiner Lieblingsbücher werden wird.
Der Schreibstil der Autorin schwankt zwischen der ich- und wir-Form. Es ist ein bisschen so, als wenn sie mit einem plaudern würde, wenn sie schreibt “Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das korrekt “kandieren” heißt, was wir da mit den Gänseblümchen machen.” Dabei bleibt sie sehr dicht an ihren eigenen Erfahrungen, was durchweg ausgesprochen authentisch und sympathisch wirkt.
Abbildung von Caroline Hosmann
Bei der Vogelhochzeit, dem das erste Kapitel gewidmet ist, hätte ich mir allerdings gewünscht, dass sie dabei ein klein bisschen über den Tellerrand hinausgeschaut hätte. Dort findet sich zwar der Hinweis, dass in “[…] manchen Regionen […] zum Fest der “Vogelhochzeit” Vögel aus Hefeteig gebacken und den Kindern morgen vor dem Aufstehen auf Teller am Fensterbrett gelegt […]”, werden, aber es fehlt dabei vollkommen der Hinweis, dass es sich dabei um eines der wichtigsten Feste der Sorben handelt. Traditionell wird dieses Brauch, der über das bloße Vögelbacken weit hinausgeht, bei den Sorben auch erst am 25. Januar gefeiert und nicht am 22. Januar, wie im Buch angegeben.
Abbildung vom Haupt-Verlag
Da ich selbst zu Studienzeit mit einer sorbischen Familie befreundet war und die sorbischen Städte, in denen auch alle Straßenschilder zweisprachig sind, zu meinem Bundesland gehören, bin ich bei diesem Thema sicherlich besonders sensibilisiert. Die knapp 60.000 Sorben, deren Kinder tatsächlich teilweise erst die deutsche Sprache als erste Fremdsprache im Kindergarten lernen und für die sogar der Sandmann im Zweikanalton auf sorbisch ausgestrahlt wird, kämpfen als Minderheit schwer um den Erhalt ihrer Identität. Einen Hinweis in diesem Buch wären sie auf jeden Fall wert gewesen, denn die Vogelhochzeit ohne die Erwähnung der Sorben geht gar nicht, finde ich zumindest.
Sehr schmunzeln musste ich übrigens beim der Textzeile “Der Uhu, der Uhu, der macht die Fensterläden zu.” beim dazugehörigen Lied, denn diese Zeile bildete den Abschluss unsere Hochzeitsprogramm-Karten und der Mann hat lange mit mir diskutiert, bis wir uns für die alte, Umlautfreie und immer noch Dudenkonforme Version mit den Fensterladen entschieden hatten.
Abboldung von Caroline Hosmann
Ich schweife ab … Das wunderbare zweite Naturkinder-Buch*, das mit 24,99 € zu haben ist, bekommt von mir dennoch eine klare Kaufempfehlung, denn die Anregungen und Inspirationen gehen weit über das bloße Nachfeiern der vorgeschlagenen Feste hinaus und können das ganze Jahr genutzt werden. Besonders gefreut hat es mich, dass im Anhang die wichtigsten Anleitungen nochmal zusammengefasst werden. Dazu gehört auch eine Knete-Rezepte, dass im Gegensatz zu meiner Variante* sogar ganz ohne Weinsteinpulver auskommt. Es folgen Buchempfehlungen – wie “Entdecke die Farben der Natur: Das Werkstattbuch für Kinder“* oder “Schnitzen mit Kindern: Kreativ und Einfach“* – Kinderbücher – zu denen “Danke, gutes Brot“* und “Weihnachten im Stall“* von Astrid Lindgren gehört und schließlich ein paar Bezugsquellen und nützliche Adressen.
Abbildung vom Haupt-Verlag
Die Bilder, die das besondere Flair dieses Buches* ausmachen, sind übrigens ebenfalls von Carolin Hosmann, deren eigene Familie gerade sechsköpfig geworden ist. Da es aus meinem Wissenschaftlerleben ebenfalls bereits Bücher mit meinem Namen als Autorin oder Herausgeberin gibt, kann ich ganz gut einschätzen, wie zeitaufwendig Fahnenkorrektur, Andruckkontrolle u.ä. sein können – es macht Mut, dass solche Projekte offensichtlich auch in Großfamilien möglich sind und dabei noch so gute Literatur herauskommt.
Beim Rocknähtreff fiel mir wieder ein, dass mein Spielplatzkistenblogpost auch noch auf eine Veröffentlichung wartet. Inzwischen ist ja auch wieder beste Sandkastenzeit. Auf den Spielplatzen in unsere Stadt gibt es immer mehr Boxen, die für die Sandkastenkinder Schaufeln und Eimerchen bereithalten, die kostenfrei verwendet werden dürfen. Da wir schon sehr oft ohne ein entsprechendes Kuchenbackförmchen dastanden, finde ich das großartig.
Bei Sandspielzeug schaffen auch wir es bislang nicht plastikfrei zu bleiben, denn Buddelförmchen aus Glas wären zu gefährlich und Metall rostet, wenn es dauerhaft draußen gelagert wird. Inzwischen habe ich zwar tatsächlich öko-Sandspielzeug* entdeckt, das aus Recycling-Plastik hergestellt wird und nach den Herstellerangaben frei von BPA, PVC, Phtalate und giftigen Lacken sein soll, aber in so einer Kiste kann man das natürlich nicht erwarten.
Im Herbst hatten wir dafür noch einen besonderen Fund in so einer Kiste, denn neben dem Plastikschrottspielzeug fand sich doch tatsächlich ein silberner Löffel. Berufsbedingt fand ich auch recht schnell heraus, dass der Löffel gemarktes 800er Altsilber war, habe mich aber trotzdem nicht getraut, ihn mitzunehmen, denn die Kisten sind ja nunmal dafür da, dass man den Inhalt eben nicht mit nach Hause schleppt.
Wie es der Zufall wollte, lief mir am nächsten Tag die Besitzerin über den Weg, die gerade die dazugehörige Suppenkelle vom Kindelein im Sand vergraben ließ. Meine Hinweise dazu kamen aber wohl leider zu spät, denn der ehemals komplette Besteckkasten, der einen hohen vierstelligen Betrag im Aktionshaus eingebracht hätte, war schon fast komplett verspielt und über die Dresdner Sandkästen verteilt. Das Essen würde davon ohnehin nicht schmecken, war das Argument. Falls sich von meinen Bloglesern einer diese schweren Löffel gesichert hat, kann sich gerne bei mir melden, damit eine Rücküberführung der Familienerbstücke eingeleitet werden kann, denn dr Kontakt besteht weiterhin. Das wäre wirklich eine gute Tat – ich halte seitdem meine Augen immer sehr weit offen und beobachte genau, was das Tochterkind da so ausgräbt …
Gerade in den Nähbloggerkreisen geht es sehr lemminghaft zu und schnell scheinen fast alle die gleichen Schnittmuster oder Stoffe auf den Nähtischen liegen zu haben. Manchmal lohnt es sich aber, auch die schon gut abgelagerten Nähtutorials wieder auszugraben. So gibt es nun auch bei mir – mit mehr als zwei Jahren Verspätung – eine Mehrfach-Reißverschlusstasche nach dem Tutorial von Hamburger Liebe.
Gedacht war die Tasche für einen 11. Geburtstag und deshalb wurden eigentlich auch elf farbenfrohe Reißverschlüsse* aus dem Vorrat herausgesucht. Die Farben wurden hin- und hersortiert und irgendwie hat sich dabei doch tatsächlich noch ein zwölfter eingeschlichen. Bemerkt habe ich das aber erst, als die Tasche fertig war. Dem Geburtstagskind gegenüber habe ich mich dann versucht damit herauszureden, dass sie ja nun schließlich im 12. Lebensjahr sei …
Das Ergebnis hat mich jedenfalls sehr überzeugt. Auch die Rückseite kam ein bisschen fester Baumwollstoff vom Möbelschweden und neben dem alten Nählabel* noch ein Stückchen Schildkrötenwebband* von Madame Jordan*, denn das Geburtstagskind hat selbst so ein Echsentier zu Hause.
Der Mann zeigte zwar wieder Unverständnis über die Sinnhaftigkeit der zwölf verschiedenen Öffnungsvarianten dieser Tasche, aber das Geburtstagskind verstand sofort, dass so etwas total praktisch sein kann und ansonsten natürlich auch noch einfach nur witzig. Ein bisschen passt diese Veralberungstasche ja sogar zum heutigen 1. April, obwohl sie eigentlich schon vor Wochen verschenkt wurde und seitdem vergeblich darauf gewartet hat, verbloggt zu werden. Ich selbst habe ich mich übrigens sogar über die Nähreste auf meinem WohnzimmerNähtisch gefreut, denn so farbenfroh sieht es dort doch selten aus.
Verlinkt bei Kiddykram. Habt ihr denn heute schon jemand in den April geschickt?
Während der Mann sein Mammutprogramm mit drei Konzerten in zwei Tagen und an drei verschiedenen Orten – Apolda, Zwickau, Mühlhausen – absolvierte und sich dabei von Sprengstoffspürenhunden abschnüffeln lassen musste, weil der Bundespräsident Gauck zu den Zuhörern gehörte, bin ich nicht nur mit den beiden Kindern zum Hebammenprotest gegangen sondern am gleichen Tag auch noch zur Eröffnung von LøBTE-COUTURE RULEZ!.
Da macht doch doch tatsächlich bei mir um die Ecke eine offene Nähwerkstatt auf – das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Was ein “Soundspittellabor” ist, habe ich zwar nicht herausgefunden, musste dabei aber an den Spittelberg in Wien denken, über den ich während meines Auslandssemesters so oft gelaufen bin.
Beeindruckt haben mich die Maschinen, denn neben zwei Nähmaschinen steht da auch eine Industrie-Overlock-Maschine, wie ich zuletzt bei der Windelmanufaktur gesehen habe. Ab Mitte April kann dann dort genäht werden. Das klingt doch verlockend!
Bei der Einweihungsparty kam ich mir allerdings mit den beiden mitgebrachten Kinderlein irgendwie ungewohnt alt erwachsen vor und hatte das Gefühl, dass mich tatsächlich ein paar Jahre von den motivierten, jungen Machern trennen. Bin ich nicht gestern noch selbst durch solche halben Abbruchhäuser gestiefelt? So war der Kontakt dann doch etwas reserviert und erst auf meinen Schnappschüssen habe ich entdeckt, dass das leckere Büffet wohl doch für alle gedacht war, denn da stand sogar ein Spendentopf.
Die Tränen des Tochterkindes, die unbedingt probieren wollte, hätte ich da wohl vermeiden können. Dafür habe ich mich dann doch von ihr überreden lassen, noch im letzten Tageslicht zum Hof zu fahren und dort mit den zukünftigen Nachbarn am Feuer zu sitzen. So habe ich nun auch ausprobiert, wie die abendliche Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln funktioniert. Auf die Schreckensminute, als das Tochterkind meinte, bei Abfahrt des Busses an einer Haltstelle ihrer Wahl spontan aussteigen zu müssen und meinen Sprung in die sich schließenden Türen, hätte ich allerdings verzichten können.
Dennoch hoffe ich, dass ich der offenen Nähwerkstatt mit diesem Blogbeitrag etwas virtuellen Rückenwind verschaffen kann. Da ich solche kreative Freiräume wichtig und unterstützenswerte finde, ist der Inhalt meines Blogeinnahme-Spendentopfs im Monat März übrigens auch in den Erhalt des 1. Dresdner Wächterhauses geflossen. Leider hat es das Panorigo-Projekt, das ich im Januar ausgesucht hatte, nicht geschafft und die Euronen sind deshalb wieder bei mir gelandet. Mit der fair und ökologisch hergestellten Jeans hatte ich allerdings auch geliebäugelt – schon allein das Unterstützervideo ist klasse und unbedingt ansehenswert.
Ich selbst habe im März übrigens auch etwas virtuellen Rückenwind abbekommen. So war amberlight-label bei Mamikreisel Blog des Monats und hat dafür jede Menge Fragen beantwortet und in die redaktionelle Auswahl von “Blogf – Frauen bloggen besser” haben es auch gleich zwei meiner Beiträge geschafft: der Stoffwindeltest zur Pop-In und die letzte Buchrezension.
Jede Plastikflasche weniger hilft! Bei unseren Kindern sind seit Jahren Emil-Flaschen* im Einsatz während wir Erwachsene von der bei der Markteinführung mitfinanziertenSoulbottle* überzeugt sind.
Aktuelles Lieblingsbuch des kleinen Sohnes (7 Jahre)*
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