Rezension: Mama, ist das vegan?

19. Februar 2014 | Anzeige, Bio-LEBENS-Mittel, grüner Lesestoff, Kochbücher, Rezensionen | 9 Kommentare

Mein Grünkohlchip-Versuch hatte nicht nur geschmackliche Gründe, sondern hängt auch damit zusammen, dass ich die Veganer schon längst nicht mehr als eigenartige Spinner betrachte, sondern eher immer besser zu verstehen beginne, je mehr ich mich damit beschäftige. Auch wenn ich mir selbst noch nicht sicher bin, ob die wissenschaftliche Grundlage, nach der Milch als propagierter Kalziumträger tatsächlich eher zum Kalziumabbau im Körper führt und krank macht, wirklich belastbar ist, reicht für mich eigentlich schon, wenn man sich genau überlegt was die Menschheit da eigentlich tut: wir schwängern eine andere Spezies und nehmen ihnen unmittelbar nach der Geburt die Babys weg, um als Erwachsene selbst Säuglingsnahrung zu trinken. Je mehr man darüber nachdenkt, um so unwohler wird einem dabei. Das sind also meine persönlichen Hintergründe, warum ich mich besonders gefreut habe, dass mir Blogg dein Buch diesmal das Buch “Mami, ist das vegan? Ein Erfahrungsbericht” vom Verlag Weltinnenraum zur Verfügung gestellt hat.

Das 160seitige, auf Recyclingpapier gedruckte Paperback-Büchlein beginnt mit einem Vorwort von Ruediger Dahlke und damit für mich mit einem Missverständnis. Bereits der erste Satz verweist auf ein Interview und gibt an das die Moderatorin vegan leben würde. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir seit über sieben Jahren keinen Fernseher mehr haben, aber ich habe nicht verstanden, dass damit die Autorin des Buches gemeint ist und Jumana Mattukat wahrscheinlich recht vielen als Fernsehmoderatorin bekannt ist.

Nach dieser kleinen Irritation steigt man aber in einen Erfahrungsbericht ein, der im entspannten Plauderton die Tür zu ihrer Familienwelt öffnet und den Leser mit an den privaten Esstisch nimmt. Das liest sich wunderbar leicht und der erhobene Zeigefinger, warum man sich selbst noch die Bratwurst schmecken lässt, ist für den Leser nicht so bedrohlich, dass man sich unangenehm angegriffen fühlen würde. Dennoch schafft sie es, dass man nach der Lektüre Filme wie “Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten …”von Paul McCartney ansieht und nachdenkt, was man da auf dem Teller hat. Diese Hilfen, um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen, findet man ganz am Ende des Buches. Vorher gibt es noch eine 33 vegane Rezepte umfassende Sammlung, die in Suppen, Salate, Hauptgerichte und Zwischengerichte aufgeteilt ist. Dabei vermisse ich ganz klar ein paar Nachtisch-Varianten, auch wenn sich einige davon in den Zwischengerichten verstecken.

Das Buch ist seine 16,95 € auf jeden Fall wert und die Mischung aus Text, kurzer Rezeptesammlung und weiterführenden links ausgewogen. Ein Manko bleibt für mich, dass es innerhalb des Textes keine festen Zeitangaben gibt. Man erfährt zwar, dass es in die Osterferien geht und auch der Sommerurlaub in Spanien macht klar, dass der Erfahrungsbericht einige Monate umfassen muss, aber das chronologische Grundgerüst hat mir doch sehr gefehlt. Schlüssiger hätte ich es gefunden, wenn klar gewesen wäre, dass man die Familie ein halbes oder ein ganzes Jahr begleiten darf. So kann man schlecht einschätzen, wann der Mann sich den neuen Essgewohnheiten seiner Frau angenähert hat und auch der Zeitrahmen für die Umstellung der Autorin zum wirklich veganen Essen bleibt für mich unklar. Im letzten Drittel des Buches wird von fünf kinderfreien Tagen berichtet, in denen das Manuskript endlich fertig geschrieben wird, was die Autorin wohl auch geschafft hat. Fünf weitere freie Tage, um den Text noch etwas besser zu strukturieren, hätte dem Buch sicherlich gut getan.

Bei uns ist leider – trotz meiner Veganismus-Versuche – immer noch der Mann der Konsequentere, denn wenn bei mir noch der Appetit auf Bratwurst vorhanden ist, denkt er schon darüber nach, was für Qualfleisch er da angeboten bekommt. Mit Hackfleisch aus der Supermarktkühltruhe oder Suppenhuhn kann man ihn schon seit Jahren das Essen richtig verderben. Dafür mag er weder Soja oder Tofu und bei meinen Seitan-Experimenten hat er sich bislang ganz verweigert. Das macht aber nichts, denn er bleibt auch so der beste und häufigere Koch im Hause und auf die Herkunft unserer zumeist Bio-Lebensmittel achten wir schon lange. Und ihr? Habt ihr ein veganes Lieblingsrezept?

amberlight-label

Kreativtagebuch einer Kunsthistorikerin mit (Ehe)Mann, zwei Schulkindern (*01/2010 & 07/2013) und einem Kindergartenkind (*09/2017) im Projekt Vierseithof (*1768) in Dresden wohnend, gerne die Welt bereisend.

9 Kommentare

  1. Ich kann die Gründe ganz gut verstehen, für vegetarische Ernährung allerdings noch besser als für vegane. In den letzten Wochen habe ich versucht, mich milchfrei zu ernähren, um zu sehen, ob es Auswirkungen auf die Neurodermitis meines (Still-)kindes gibt. Erstens war das Ergebnis sehr diffus und zweitens ging es mir nicht sehr gut damit. Ich habe mein Müsli vermisst, Kartoffelbrei, Grießbrei, Eis, Cappucino, … Und Soyamilch ist für mich keine Alternative. Es fühlte sich an, als wäre mein Körper ziemlich durcheinander. Außerdem ist ja bekannt, dass man als Veganer ziemlich stark mit Nährstoffmängeln zu tun hat. Das ginge mir ein Stück zu weit. Aber es ist nie verkehrt, seinen Konsum bestimmter Lebensmittel einzuschränken und/oder zu schauen, woher man das Essen bezieht.

    LG
    anne

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    • Ist das bekannt? Also weder meine KInder und ich hab in all der Zeit keinen einzigen Nährstoffmangel gehabt. Wenn das Vegane Leben nichts für dich ist, OK…aber zu behaupten wir hätten Nährstioffmangel ist Schwachsinn!
      Und im übrigen kannst du es, wenn du es ernsthaft versuchen wollen würdest mit HAfermilch, Reismilch und Co versuchen. ;o)

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  2. Veganer Kuchen ist fast nicht möglich…der schmeckt ,wo auch immer man ihn kauft,total trocken,und für Kuchen und Torte bin ich Fachfrau;).Bin Vegetarierin,und trinke kaum noch Milch;im Müsli Hafermilch und in Kaffee und Cappucino auch.Erwachsene brauchen keine Milch.Lebensmittel kaufe ich nur noch im Bioladen,wenn man was von heutiger Nicht-Bio-Landwirtschaft versteht wie wir,kann man das NICHT ESSEN. Die ganze Umgebung ist mit Spritzmitteln belastet.
    LGKatja

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    • HALT, STOPP! 😉 Das mit dem ungenießbaren Kuchen kann ich nicht teilen. Ich hab selbst schonmal nen veganen Kuchen mit Tofu gebacken und der war fabelhaft. Allerdings muss ich zugeben, dass ich einfach nur Zutaten, die sich im Haus befanden, mehr oder weniger auf gut Glück gemischt habe, und selbst vom Ergebnis überrascht war. Reproduzieren könnte ich das Rezept also leider nicht ;).

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  3. Habe das Buch im letzten Jahr gelesen und kann es auch nur empfehlen!

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  4. "[W]ir schwängern eine andere Spezies und nehmen ihnen unmittelbar nach der Geburt die Babys weg, um als Erwachsene selbst Säuglingsnahrung zu trinken." – BOOM! Der hat gesessen. So treffend formuliert, dass ich mich fast schon schäme, meinen Vormittagskaffee mit Milch vor mir stehen zu haben… Danke für die symbolische kalte Dusche.

    Gibt es denn eine ernstzunehmende, wohlschmeckende Alternative für Milch? Von Sojamilch bin ich nicht so begeistert. Mandelmilch hab ich schonmal selbst gemacht – war ganz lecker, aber auf Dauer kann ich mir das auch nicht vorstellen…

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    • Ich habe ja auch leider meinen Caro mit Milch hier vor mir stehen … Soja ist für ich auch keine Alternative mehr, da dort mehr hormonell wirksame Stoffe enthalten sind, als ich früher gedacht hätte; ich probiere mich gerade durch Haselnussmilch & Co. Wenn du was passendes gefunden hast, sag gerne Bescheid …

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    • Ich weiß nicht, wie das in der industriellen Landwirtschaft ist, aber: die Milch von Tieren unmittelbar nach der Geburt der Jungtiere ist absolut ungenießbar für den Menschen (finde ich jedenfalls). Die ist für die kleinen Tiere gedacht und wird in Kälberbetrieben dann vermutlich gemolken und den kleinen Tieren irgendwie gefüttert.
      Auf kleineren Höfen (hier in der Umgebung jedenfalls) sind die Jungtiere immer bei den Muttertieren in der ersten Zeit, manchmal sind sie dann später in einem eigenen Bereich des Stalles und bekommen die Milch mit einem Eimer, an dem ein Sauger befestigt ist – und das liegt u.a. an einer der vielen tollen EU-Verordnungen, wie die Ställe auszusehen haben, unabhängig von Sinnhaftigkeit oder gar Tierfreundlichkeit.
      Erst nach einiger Zeit ändert sich die Milch (ähnlich wie beim Menschen, wo anfangs ja auch Kolostrum etc. produziert wird) und wird dann "nutzbar" für den Menschen.
      Also die Aussage, dass wir die Milch trinken "unmittelbar nach der Geburt" ist nicht korrekt. Das wollte ich einfach mal sagen 😉

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  5. Nochmal ich, weil ich so schmunzeln muss, was du über deinen Mann schreibst. Der Artikel könnte ihm gefallen 🙂
    http://www.taz.de/!120197/

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